Leserbrief zum Müllwerk Langelsheim


Goslarer erinnern sich an die gelbbraune Rauchfahne, die bis 1986 schadstoffbringend von Langelsheim aus gen Goslar oder gen Jerstedt wechselnd wehte.

Diese Belastung könnte aus je zwei 52 m hohen Schornsteinen einer in Langelsheim geplanten Müllverbrennungsanlage seine Fortsetzung finden, jedoch mit Emissionen eines ganz anderen Gefährdungsgrades.

Es sei zunächst festgestellt, dass der Landkreis Goslar diese Anlage auf Grund vorhandener, geordneter Entsorgungswege für das eigene Gesamt-Müllaufkommen (Siedlung, Industrie, Gewerbe) nicht benötigt: die Abtransporte zur Anlage Buschhaus sind langfristig vertraglich abgesichert, laufen verlässlich, die Sorten sind deklariert. Die Verbrennungsvorgänge vor Ort verlaufen bei hohen Standards, messtechnisch exakt überwacht. Die Anlage liegt siedlungsfern. Anfallende Emissionen werden gemäß §5 17. BImSchV (Bundesimmissionsschutzgesetz-Verordnung) z. T. auch nach 37. BImSchV kontrolliert und werden erfüllt: Es gelten Anforderungen, dass kein Tagesmittelwert der vorgegebenen Emissionswerte bei Stäuben, Stoffen und Gasen überschritten werden darf. In Eigenauflage, dank zusätzlicher Einrichtungen, unterschreitet das Werk Buschhaus, analog zu Hamburg und Kiel, in ihren Anlagen die Werte um zusätzliche 70 bis 90%.

Im Vergleich Buschhaus Planung Langelsheim einige Zahlen zum besseren Verstehen:


Wirtschaftlich: Der Abfall aus Siedlungen (Restmüll) im Landkreis Goslar betrug 2007: 41.500 t, 2002 waren es noch 52.500 t. Das heißt, dass in sechs Jahren bei 150.000 Einwohnern im Landkreis die Müllmengen von 350 kg/Person und Jahr auf 280 kg abnahm. D.h. ein Minus von 20 %. Die Tendenz ist weiter fallend. Beispielhaft wirken sich die blauen Tonnen für Papierabtrennung, bei einer Annahme der Langelsheimer von 95 %, bereits spürbar aus. Weitere Recycling-Aktivitäten für Metalle sind in Planung.

Buschhaus verarbeitete 2007: 525.000 t Müll aus acht Landkreisen. Zur gegenseitigen Sicherheit bestehen Verträge bis 15 Jahre Laufzeit.

Das EBS-Werk Langelsheim plant eine Anfuhr von 50-55 LKW à 15 t/Tag = 750 t/Tag entsprechend 225.000 t/Jahr. Diese Menge entspricht dem Gesamtmüllaufkommen der Kreise GS, SZ, WF und ½ GF pro Jahr. Trotz ausführlicher Nachfragen bei 10 Nachbarkreisen – „kein freier Anfall von Ersatzbrennstoffen bekannt“ – konnte die Herkunft oben genannter Tonnagen nicht geklärt werden. Somit gilt der Hinweis der Langelsheim-Planer, dass der Antransport dieser so genannten Ersatzbrennstoffe bis aus 200 km Entfernung kommen wird. Die Entfernung Langelsheim – Hafen Hamburg beträgt genau 200 km.

Für zukünftige Planungen gilt gemäß PROGNOS-Prognose, dass deutscher Müll in ca. 5 Jahren (2013) die Müllverbrennungsanlagen nur noch zu 60% auslasten wird. Werke wie Buschhaus schützen sich daher mit langfristigen Verträgen.

Die Situation in Langelsheim zeichnet sich da ganz anders ab: 2007 wurden in Deutschland 18 Mill. t Müll importiert, davon 5,6 Mill. t anteilig als Sondermüll (=Gefahrenmüll). Sie kamen über LKW, Bahn und Schiff. Sie werden hier sortiert, inverte Stoffe (Metall, Glas) aussortiert, der Rest geschreddert. Das Material ist inhaltlich nicht bekannt. Die Sortierungsvorgänge bewirken noch zusätzlich eine Aufkonzentration der Schadstoffe im Restmüll.

Dies ist das Material, was nach Langelsheim kommen soll.


Technisch: Buschhaus verbrennt mit 850°C im Normalfall, kommt jedoch im Bedarfsfall durch Zündung von Zusatzbrennern auf Temperaturwerte über 1.000°C. So werden z.B. DIOXINE nicht gecrackt, sondern vernichtet.

Langelsheim hat nur die einfache Variante mit 850°C vorgesehen.

Das geplante Werk Langelsheim hat aufgrund der Feuerungseinrichtungen (Rost wie vor Kessel) das Problem, dass bei unvollständiger Verbrennung NOx, Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen, entstehen, die beim Austritt in die Atmosphäre sich mit freiem O2 und Wasserteilchen verbinden, die beim Hinabsinken den Boden mit Wasser versäuern.


Resümee: Langelsheim braucht nicht neue, sondern zusätzliche, in die Zukunft weisende Arbeitsplätze.

Denkbar wären Solarparks mit Voltaik. Sie werden über Investoren betrieben oder auch Kommunen, empfehlenswerter Weise auch unter Einbeziehung Langelsheimer Klein-Anleger (Fond-Modell). Erdböden wie auch Dächer bieten Flächen. Luft und Wasser bleiben sauber, Lärmbelästigung entfällt. Zudem haben Langzeit-Versuche ergeben, dass bei gleicher Fläche und Zeit – auch in unseren Breitengraden – aus der Kraft der Sonne mit Voltaik-Modulen wesentlich mehr und direkter elektrischer Strom gewonnen werden kann, als aus der Umwandlung von Holz (oder auch anderen Brennstoffen wie z.B. Restmüll) in Strom.


Dr.-Ing. C. Pruck

BI Hainholz Goslar