Müllverbrennung, die zweite Anlage

Im Wald liegt zu viel Müll. Das ist so durch Kyrill und seine Nachfolger und immer durch Stangenholz, Baumkronen und benadeltes Geäst. Wirtschaftlich als Holz zu vermarkten sind nur Stämme. Da kommen selbst die Kaminofen-Besitzer nicht hinterher mit Aufräumen. Ok, sagen wir statt Müll Abfall aus dem Wald. Holz und Nadeln brennen gut – nennen wir es noch verkaufsfähiger: Ersatzbrennstoff. Mit dem Brennstoff Holz soll ein zweites Kraftwerk in Langelsheim gebaut werden. Die Betreiber nennen es Holzschnitzelkraftwerk, warum nicht Ersatzbrennstoff-Kraftwerk.

Beide Ersatzbrennstoff-Kraftwerke erzeugen Strom und Heißdampf. Deshalb geht es den Betrieben, die den Dampf abnehmend könnten, gut. Beide, Chemetall und Heubach können abwarten, was passiert. Ihre Position ist die des sich freuenden Dritten. Wahrscheinlich reicht Ihnen das Dampfangebot des Holzschnitzelkraftwerks. Es hätte einen weiteren Vorteil der kürzeren Zuleitungen. Unterbieten können die Müllverbrenner der Conergy, die Epuron tanzte nur eine Veranstaltung und ist schon wieder draußen, die Preise des Holzdampes. Noch wird deren Brennstoff von der Allgemeinheit bezahlt, da läßt es sich leicht unterbieten. Bekommen sie den Zuschlag, würden die Leitungen länger aber sie müssten nicht ganz so viel Dampf entspannen*.

Politiker, die was bewegen wollen, sollten agieren, nicht reagieren. Beide Kraftwerksparteien müssen die Grundstücke für ihre Industriebauten noch kaufen, sagte H. Schrader. Noch ist also Gestaltungsspielraum!

Um agieren zu können, muß man Mehrheiten finden. Nur innerhalb der eigenen Kaste/Fraktion ist eine Mehrheit nichts wert. Mehrheiten findet, wer die eigene Politik griffig formuliert. Nur schlau sein oder nie in der Welt rumgekommen reicht nicht. In Sachen Kraftwerk und Langelsheim hat kein Politiker Gründe zu warum und warum hier formuliert. Haben sie keine? So schwer ist das nun auch wieder nicht. Plappern sie nur nach? Wenn die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden, darf gebaut werden. Das ist doch keine Politik, das ist doch keine Meinung, das ist Ausweichen, das ist sich alle Optionen offenhalten, das ist max. A12er-Niveau, aber nicht A16.

Und den Leuten Märchen erzählen. Standortsicherung für die einheimische Industrie. Da wird ein dünnes Brett gebohrt, denn die einheimische Industrie bekommt ihre Energie vom einen (Müll) oder anderen (Holzabfall), es geht nur noch um den Preis. Jetzt macht mal Politik, macht den Mund auf und sagt, was Ihr wollt. Die Landtagswahl juckt Euch nicht, selber seid Ihr gerade erst gewählt. Steht Euren Mann und Eure Frau! Bezieht Stellung, habt eine Meinung, macht mal Politik!

Meinungen sind einfach zu finden:
• ich will die Müllverbrennung, weil die richtig Gewinn abwirft und das ist ein guter Grund.
• ich will die Holzschnitzel-Verbrennung, weil das dezentrale Energiegewinnung ist und die ist gut für die ländliche Entwicklung.
• ich will keine von beiden, weil die MVA zu riesig ist und ein Holzschnitzel-Kraftwerk das 1000-jährige Auf und Ab des hier vom Holznachwuchs abhängigen Bergbaus und der Verhüttung wiederbelebte.
• ich will beide Kraftwerke haben. Bei dem Energieüberangebot kommt noch was nach und die werden wir zwischen Langelsheim und Astfeld angesiedeln.

Andere Meinungen gibt es nicht, sucht Euch die passende aus! Alternative: Fähnchen schwenken, den Mantel nach dem Wind hängen … wer hat das heute angedeutet?

Und was machen unsere gewählten Bürgervertreter? Die Preise für den Heißdampf kaputt. Als Standortförderung würde ich das Geeiere anbieten, wäre es meines und wäre ich Wirtschaftsförderer. Nee, nee, Haltung ist gefragt!

Ist der einzige Mensch mit Mumm in dieser Gegend Hähnchen-Ingo? **

* Dampf entspannen ist eine Techniker-Wortschöpfung für Energie verschwenden, verpuffen lassen, nichts damit heizen, keine Wohnungen, kein Schwimmbad, schon gar nicht irgendwas antreiben. ↵

** Auch den Artikel über seinen Jokus mit der Nachtschicht hat die GZ mal wieder nicht im Internet parat. Zeitungen nur auf totem Holz, wird man schnell zum reinen Postverteiler! ↵